Retten wir die „Giebelbroschen“!

Vielleicht habt Ihr in den Potsdamer Zeitungen schon über die Sanierungsmaßnahmen im Schlaatz gelesen. Im Jahr 2023 ist man wieder einmal überrascht oder unwissend, dass es hier aus DDR-Zeiten „Kunst am Bau“ gibt. Also hat man schnell gehandelt und weg sind sie, die Hauszeichen, auch Giebelbroschen genannt. Wie gesagt, wir schreiben 2023 und es wird etwas zerstört, was vielleicht erhaltenswert ist. Ich sage vielleicht, denn man könnte ja darüber reden und sich austauschen. Es gibt auch Beispiele, die eine neue Bemalung an den Häusern zeigen, aber wenn man davor steht, erkennt man die Unterschiede deutlich. 

Ich möchte heute auf diese Situation am Schlaatz aufmerksam machen und poste hier den Text vom Instagram-Account platten.tiere.schlaatz. Ich war beim Instawalk dabei, der uns die Kunst gezeigt hat. Und ich bin noch einmal mit Freunden dort gewesen. Die Fotos stammen von mit.

Hier der Text: 

„Bei den anstehenden SANIERUNGsmaßahmen im Schlaatz werden die originalen GIEBELBROSCHEN derzeit durch Dämmung verdeckt – schlimmer noch: langfristig ZERSTÖRT.

DENN:
Um die Dämmung an der Waschbetonfassade zu befestigen, werden die Dämmelemente vollflächig mit DÄMMKLEBER verklebt.
Zudem bedarf es sogenannter TELLERDÜBEL, die durch die Kunstwerke getrieben werden, so dass die Oberflächenstruktur der Kunstwerke nachhaltig BESCHÄDIGT wird.
Eine spätere Bergung der Kunstwerke ist daher nur unter erhöhtem restauratorischen Aufwand möglich.

Daher gilt es JETZT gemeinsam mit den Sanierungsträgern ein nachhaltiges SICHERUNGSKONZEPT für die noch verbleibenden 24 unverdämmten Broschen zu erarbeiten.

Die Künstler und Grafiker Helmut Bierwagen und Werner Goehle sind 1982 vom Büro des Potsdamer Stadtarchitekten Werner Berg beauftragt worden, ein integriertes Gestaltungskonzept für das gerade projektierte Neubaugebiet „Am Schlaatz“ zu erarbeiten. Eigentlich – so erinnern sie sich heute – war das ziemlich unüblich. Anfang der 80er Jahre hatte sich schon eine gewisse Müdigkeit nach anfänglicher Euphorie gegenüber mancherorts zu monoton wirkenden Neubaugebieten breit gemacht. Dieser Umstand veranlasste die Planenden damals zwei freiberuflich arbeitende Grafiker mit in die Gestaltung einzubeziehen.

Es entstand ein einzigartiges Gesamtgestaltungskonzept, das nicht nur eine mäandrierende Farbigkeit der Loggia-Brüstungen vorsah, sondern ebenso den geschickten Einsatz von drei unterschiedlichen Kieselfarben – hellbeige, porphyrrot und dunkelgrau. Auch farbliche Abstufungen durch Mischung der Kiesel war angedacht.
In den späteren Bauabschnitten widmete man sich auch ganz bewusst den Eingangssituationen – farbige Holztüren in weißer Laibung, umfasst von der Farbe des Sockels der Gebäude.
Auch die Giebelbroschen – von den Künstlern noch Hauszeichen genannt – wurden von Anfang an als Orientierungs- und Schmuckelemente mitgedacht.“

 

 

Neues Wandgemälde mit gemalten, eingefügtem Motiv eines Hauszeichen

 

Impression im Schlaatz/alt und neu

 

 

Wenn Euch das Thema interessiert, schaut Euch den Instagram-Account an. Außerdem gibt es eine einen Container im Schlaatz, der die Pläne für die Zukunft präsentiert. 

Ich posten demnächst mehr zu Skulpturen, die dort leider auch der Zerstörung ausgesetzt sind.