Interview mit dem Autor und Schauspieler Sebastian Stielke

 

Sebastian Stielke; Filmmuseum
Sebastian Stielke im „Kino im Marstall“ des Filmmuseums Potsdam

 

Heute gibt es wieder ein Interview und eine Buchvorstellung. Ich freue mich, dass sich Sebastian Stielke Zeit für meine Fragen und ein kleines Fotoshootings genommen hat. 

Hallo Sebastian, lass uns über Dein Buch sprechen, das perfekt zum Potsdamer Blog und seinen Themen passt. 

Du hast ein Buch über Babelsberg geschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass es viel Material zu dem Thema gibt. Wie und wonach hast Du die wichtigsten Dinge ausgewählt ?

Zunächst einmal hat mich die Fülle an verschiedenen Themen und Hintergründe fasziniert, mit denen ich locker weitaus mehr als „nur“ 100 Fakten – also dann die Kapitel in dem Buch – hätte mit aufnehmen können. Da musste ich mich schon reduzieren und sortieren. Und dann sind es die einzelnen Themen, die teilweise für sich schon so breitgefächert sind und in die Tiefe gehen, so dass man jeweils ein eigenes Buch dazu hätte machen können. Denken wir an die deutsche Vorreiterrolle im Expressionismus. Dasselbe gilt für Filmtechnologien, Filmtrickabteilungen, Serien aus Babelsberg, Science-Fiction aus Babelsberg, Hollywood-Filme „made in Babelsberg“, und, und, und.
Während der aufwendigen Recherche haben mich aber natürlich wirklich auch ein paar Dinge überrascht. Zum Beispiel, dass in Babelsberg in jedem Jahrzehnt Forschung und technische Entwicklung stattgefunden hat. Die Erfindung der „entfesselten Kamera“ – technisch wie kreativ ein großer Einschnitt in die Art der Kameraführung – war mir bekannt, aber dass die DEFA das sogenannte Stereolichttonverfahren eher erfunden hat als die Firma Dolby, das wusste ich nicht. Auch dass Loriot nach der deutschen Wiedervereinigung mit dem Film PAPPA ANTE PORTAS einen der ersten Filme nach der Wende in Babelsberg gedreht hat, also die Villa der Familie Lohse in der Marlene-Dietrich-Halle aufgebaut wurde, war mir gänzlich neu.

Aber auch andere Dinge, die mir schon bewusst waren, sind leider in breiten Teilen der Gesellschaft nicht ganz so präsent: die Erfindung des Countdowns zum Beispiel kommt aus Babelsberg! Wusstest Du, wo der Filmnachwuchs ausgebildet wird? Was der Unterschied zwischen Medienstadt Babelsberg, Studio Babelsberg, Filmpark Babelsberg, Ufa, DEFA, und UFA ist? Wusstest Du wie groß das Filmstudio ist, was es hat und kann? Oder was Antonio Banderas, Cate Blanchett, Matthias Brandt, George Clooney, Tom Cruise, Gérard Depardieu, Lars Eidinger, Tom Hanks, Sebastian Koch, Diane Kruger, Bjarne Mädel, Liam Neeson, Brad Pitt, Natalie Portman, Keanu Reeves, Emilia Schüle, Til Schweiger, Tilda Swinton, Mark Wahlberg, Christoph Waltz und Kate Winslet gemeinsam haben? Sie alle geben sich in Babelsberg die Klinke in die Hand. Filme mit ihnen werden in Babelsberg gedreht!

Ich habe versucht, die wichtigsten Themen, die Babelsberg und dessen Vielseitigkeit und große Spannbreite dieses Standortes betreffen, herauszufiltern und habe sie parallel auch chronologisch sortiert, so dass sie, nacheinander gelesen, die Geschichte des ältesten Großatelier-Filmstudios der Welt und der heutigen Medienstadt drumherum wiedergeben. Zu wenige wissen davon. Das wollte ich ändern.

Gab es eine Vorgabe vom Verlag oder wolltest Du das Buch genauso schreiben ?

Ich hatte viele freie Spielräume, großartige Unterstützung und Vertrauen von allen, die – in welcher Weise auch immer – beteiligt waren. Angefangen beim Filmmuseum Potsdam als Herausgeber und dem Verlag, über die Gesprächspartner bis zu den Institutionen Unternehmen und Einzelpersonen, die Material zur Verfügung stellten oder mich anderweitig unterstützt haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Das Buch ist dadurch nahezu so geworden, wie ich es mir zu Beginn der Arbeit erhofft habe – vielleicht sogar besser, als ich es mir zuvor vorstellen konnte: mit der enthaltenen Chronologie der Ereignisse, Grafiken zum Verständnis, Arbeitsfotos von den Dreharbeiten, Einblicke in sonst verschlossene Bereiche, altes und neues Kartenmaterial, vor allem die enorme Bandbreite der Themen, über die leider in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt ist. Das Buch vermittelt Wissen ganz anschaulich und unterhaltsam.

Das Buch ist in deutsch und englisch geschrieben. Wie kam es dazu und hast Du es selbst übersetzt ?

Die Übersetzung hat Penny Croucher aus London gemacht. Das fand ich großartig, dass eher der britische Einfluss in die englischsprachige Fassung kam. Ich selbst habe dann, teils zusammen mit den Profis der jeweiligen Themen, die international gängigen Fachbegriffe überprüft. Und damit sind wir bei der Internationalität des Standortes. Aus den bereits genannten Gründen – also dass möglichst viele Menschen mehr über das Filmstudio und die Medienstadt Babelsberg wissen sollten –, habe ich mir gedacht, dass das nicht an einer Sprachbarriere enden soll. Mit der Bilingualität Deutsch und Englisch kann eine viel breitere Leserschaft und Interessierte nahezu auf der ganzen Welt mehr über diesen einzigartigen Ort erfahren. Angefangen bei Fachpublikum über Filminteressierte weltweit, weiter über die Touristen, die in Potsdam zufällig auf Babelsberg und den Film in Potsdam stoßen bis zu den Potsdamern, Brandenburgern, Deutschen, Europäern, die (leider) manchmal auch nicht so genau wissen, was für ein Juwel wir da mit Babelsberg haben.

Würdest Du heute etwas am Buch anders machen ?

Natürlich hätte ich gerne als Cineast das eine oder andere Fotomotiv etwas größer und demnach „bildgewaltiger“ im Buch veröffentlicht; das wäre schon noch schöner gewesen. Aber bei 400 Abbildungen ist das schon schwierig. Trotzdem ist vom kleinformatigen Foto bis zum Eindruck auf ganzen Doppelseiten alles dabei. Das war mir sehr wichtig, da das Buch ja wirklich ein „Blick hinter die Kulissen“ ist und ich auch bei der Fotoauswahl sehr viel Wert darauf gelegt habe, dass man Einblicke in sonst nicht gezeigte Bereiche erhält,… wie z.B. die Arbeit in den Werkstätten, am Set, in den Studios und Kulissen.

Wer soll mit Deinem Buch angesprochen werden? 

Im Endeffekt ist wirklich für jeden was dabei! Und jede und jeder hat einen Bezug zu Babelsberg, ohne es zu wissen. Da ist was für Ufa- und DEFA-Freunde, Sandmann-Fans, Architektur-Freaks, Technikbegeisterte, Potsdam-Experten, Nostalgiker, Forschungs- und Digital-Media-Interessierte und für alle Cineasten, darunter Freunde von Stummfilmen oder dem Expressionismus aus den ersten Phasen des deutschen Films, Liebhaber von Märchen, Revuefilmen, Science-Fiction oder Historienstreifen. Die Seifenoper GZSZ kommt aus Babelsberg, ebenso große Kinoerfolge: Es geht um die Klassiker METROPOLIS von Fritz Lang, DER BLAUE ENGEL mit Marlene Dietrich, DIE FEUERZANGENBOWLE mit Heinz Rühmann über DIE DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL bis DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA, zu Haußmanns SONNENALLEE und den neuen Realverfilmungen von JIM KNOPF. Es geht um Kulissenbau, Innovationen und Filmtechnologie „made in Germany“, um viele weitere bekannte deutsche Filmproduktionen jeder Couleur, französische Koproduktionen, aber auch die Hollywood-Filme, die mit großem internationalen Staraufgebot in Babelsberg gedreht werden, ob Tarantinos INGLOURIOUS BASTERDS, die Romanverfilmungen von TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY oder MATRIX mit Keanu Reeves. Es geht auch um weltweit erfolgreiche Hochglanzserien wie BABYLON BERLIN und DARK, die aus Babelsberg kommen. Es geht um „grünes“, nachhaltiges Arbeiten in den Medien. Und immer wieder geht es um Stars & Sternchen, Kunst & Kommerz, Glanz & Glamour aus der Welt der internationalen Film- und Medienbranche. Wie gesagt: das ist was für alle.

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Haupteingang Babelsberg

 

Vielen Dank für die Informationen. Ich möchte nicht versäumen auf Deine Arbeit als Schauspieler hinzuweisen, sicher möchte der eine oder andere Leser mehr über Dich erfahren. 

Bevor das große Surfen auf Instagram beginnt, wünsche ich Dir weiterhin viele Leser und Zuschauer. 

Bis bald !

Kurzbiographie

Sebastian Stielke wuchs im Ruhrgebiet auf und kam bereits während der Schulzeit durch die Theater-AG des Gymnasiums und dann Rollen als Kleindarsteller am Schauspielhaus Bochum an das Theater. Nach dem begonnenen Studium der Komparatistik und Romanistik an der Ruhr-Universität ging es jedoch an das Konservatorium der Stadt Wien und dann zum Diplom-Studium an die Hochschule für Film und Fernsehen (der heutigen Filmuniversität) „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Theaterengagements führten ihn nach Berlin, Potsdam, Krefeld-Mönchengladbach, Wilhelmshaven und immer wieder an das Theater im bayerischen Hof (Saale), wo er unter anderem auch in der Titelfigur von Goethes „Faust“ zu sehen war. Stielke dreht für Fernseh- und Kinofilme, für deutsche TV-Serien, darunter Produktionen wie RENTNERCOPS und SOKO POTSDAM, aber auch internationale Serien wie BERLIN STATION, COUNTERPART und HOMELAND. Im Jahr 2021 durfte er in Babelsberg für einen Film mit der Hollywood-Größe Liam Neeson zusammenarbeiten und war offizielles Jurymitglied des Deutschen Schauspielpreises.

Sebastian Stielke, Profil bei der AGENTUR LENNART BERGER

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Links

 „100 Facts about Babelsberg – Wiege des Films und moderne Medienstadt“ | Infos & Pressestimmen 

https://www.100factsabout-babelsberg.de

Das STUDIO BABELSBERG

https://www.studiobabelsberg.com

Die UNESCO CITY OF FILM POTSDAM

https://www.potsdam.de/film

Dein Buch kann man zum Beispiel im Internationalen Buch in Potsdam kaufen. 

Buchdaten „100 Facts about Babelsberg – Wiege des Films und moderne Medienstadt“:

240 Seiten, zweisprachig (deutsch/englisch),über 400 Abbildungen (Fotos, Grafiken, Karten) , QR-Codes für weiterführende Infos im Netz, herausgegeben vom Filmmuseum Potsdam, erschienen beim Bebra-Verlag (Berlin)

UVP: € 16,-

ISBN 978-3-86124-746-3

 

 

Meine Fotos entstanden im Filmmuseum. Einen Besuch kann ich nur empfehlen. 

Filmmuseum Potsdam
Institut der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Breite Straße 1A
14467 Potsdam
T (0049/331) 27181-12