Die Potsdamer „Lange Kerls“ trainieren wieder

Erstmals seit zwei Jahren sind die Langen Kerls wieder bei einem öffentlichen Training zu erleben. So tritt die Potsdamer Traditionsgarde mit den besonders großer Preußensoldaten im Krongut Bornstedt auf. Die aktuellen Termine kann man nun wieder auf der Webseite des Vereins finden, der auch Nachwuchs sucht.

Warum „Lange Kerls“ ?

Der spätere „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) hat sie überall gesucht und nach Berlin bzw. Potsdam gebracht. Sie kamen zum Teil von weit her. So schenkte der Herzog von Kurland König Friedrich Wilhelm I. von Preußen im Jahr 1731 22 türkische Gardisten. Es handelte sich um besonders großgewachsene Kriegsgefangene, die zur Verstärkung von Friedrich Wilhelms Lieblingseinheit, dem Garderegiment der Langen Kerls„, gedacht war. Wie es hies, ließ er 1732 für die neuen muslimischen Untertanen im Langen Stall, dem Reit- und Exerzierhaus von Potsdam, einen Saal zu einer Moschee umbauen. Der Gebetsraum hat sich nicht erhalten, es existiert auch keine Abbildung davon.

Warum genau, darüber gibt es verschiedene Theorien. Zum Teil war es militärisches Kalkül, denn die Jungs mit den langen Armen könnten Granaten weiter werfen und sie könnten die Gewehre mit den langen Läufen schneller nachladen. Aber man sollte die psychologische Wirkung nicht unterschätzen, denn so eine Riesetruppe erschien mächtiger als sie es eigentlich war. Aber der wichtigste Grund war die Art von Repräsentation. Der junge König machte mit der Riesengarde Eindruck auf andere Herrscher Europas.

Die Art und Weise, wie sich das Königsregiment seine Rekruten besorgte, wurde im zeitgenössischen Militärjargon als „Werbung“ bezeichnet. Diese „Werbung“ stellte in der Regel keinen Gewalt-, sondern einen Überredungs-Akt dar. Meist lief der Werbealltag geschäftsmäßig ab, wie durch hohe Handgeldzahlung, Entschädigung an den Leibherren für den Verlust an Arbeitskraft, aber sie wurden auch Landesfürsten als Geschenke angeboten.

Von den Geld sahen die Soldaten wahrscheinlich nichts, aber anderen brachte die Suche und Vermittlung gutes Geld.

Heute sind die „Langen Kerls“ ein schönes Fotomotiv und eine Erinnerung an das alte Preußen.

Das Buchcover zeigt ein Buch von Volker Schobess. Von ihm gibt es im Trafo-Verlag weitere Bücher zu diesem Thema. Er wurde 1939 geboren in Potsdam, seine Leidenschaft gehört seit Jahrzehnten der preußischen Militärgeschichte, sowie der Potsdamer Garnison- und Stadtgeschichte.

Hier findet man einen Liste seiner Bücher.