Die Gedenkstätte Lindenstraße
Mitten im Potsdamer Stadtzentrum gelegen, findet man die Gedenkstätte Lindenstraße. Ich bin dort oft vorbeigegangen, bevor ich mich zu einer Besichtigung entschloß. Eigentlich hatte ich nur ein paar Ausstellungsräume vermutet, denn der Begriff Lindenstraße oder Lindenhotel sagte mir wirklich gar nichts. Eine schlimme Wissenslücke, wie ich nun weiß, weil man in ehemaligen Gerichts- und Hafthaus die Geschichte der unterschiedlichen Diktaturen und ihrer Opfer erforscht und dokumentiert. Auch die Überwindung der SED-Diktatur und der Einsatz für Freiheit und Menschenrechte werden hier gewürdigt.
Wer nun viele Schautafeln und Bilder erwartet (auch die gibt es), wird überrascht. Das gesamte Gefängnis-Gelände ist erhalten und kann besichtigt werden. Das ist ein großer Glücksfall, denn nach der Wende wurde das Gebäude saniert und Zeitzeugnisse beseitigt. 2007 schließlich konnte der gesamte Zellentrakt und das Vorderhaus der Gedenkstätte zugeordnet werden. Seitdem gibt es aus verschiedenen Quellen Fördermittel, die Dauerausstellung konnte erstellt werden. So bietet sich dem Besucher der große Zellentrakt vom Keller bis unters Dach, Blicke in die Zellen, Audiostationen mit Schilderungen von Gefangenen (zum Teil sehr lang) und der Hof des Gefängnisses mit Scheinwerfern, Stacheldraht und Außenzellen.
Bei mir hat sich die Überraschung über das Ausmaß des Gefängnisses in Entsetzen was Mitten in der Stadt unter den Augen aller geschehen konnte, gewandelt. Es ist gut, dass es diesen Ort gibt und man sich selbst vom Unwesen von Diktaturen überzeugen kann. Wem das nicht genügt, der kann an einer Führung teilnehmen. Diese findet jeden Samstag um 14 Uhr statt. In einer 90-minütigen Führung wird die wechselvolle Geschichte des Hauses während des Nationalsozialismus, der Sowjetischen Besatzungszeit, der DDR und in der Zeit der Friedlichen Revolution beleuchtet. Der Eintritt mit Führung kostet 3 € pro Person, ermäßigt 2 €. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich (Quelle Facebook).
Fotogalerie (September 2018)
Und zum Schluß noch ein Blick auf den Außenbereich.
Chronik des Hauses
1734 – 1737 Erbaut als „Großes Holländisches Haus“
1818 – 1820 Umbau zum Potsdamer Stadtgericht, die Stallungen werden zum Gefängnis
1907 – 1910 Erneuter Umbau, Neubau des Gefängnisses in der heutigen Form
1934 – 1944 Erbgesundheitsgericht
1933 – 1945 Nutzung als Gefängnis für politisch Verfolgte der NS-Zeit
April 1945 Befreiung durch die Rote Armee
1945 – 1952 Zentrales sowjetisches Geheimdienstgefängnis für das Land Brandenburg, Ort Sowjetischer Militärtribunale
1952 – 1989 Stasi-Untersuchungsgefängnis für den Bezirk Potsdam
1990 Haus der Demokratie
1995 Erhebung zur Gedenkstätte
2007 Auszug der Unteren Denkmalbehörde
2007 – 2013 Einrichtung der Dauerausstellungsbereiche
Allgemeines
Ich habe mit Erlaubnis fotografiert.
Die Webseite der Gedenkstätte wird gerade überarbeitet, es gibt aber viele aktuelle Informationen auf der Facebook-Seite.
Mehr Informationen gibt es in einem kleinen Heft „Orte der Geschichte“ von Hans-Hermann Hertle und Gabriele Schnell. Erschienen im Links Verlag, enthält es viele Fakten und ist sehr anschaulich geschrieben. Ich habe es mir in der Bibliothek ausliehen. Die Chronik basiert auf diesem Buch.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr
31.10. und 26.12. geöffnet!
24. und 25.12. geschlossen!
Eintritt
2,- € pro Person | ermäßigt: 1,- €
Anfahrt
Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße
Lindenstraße 54
14467 Potsdam
Vom Potsdamer Hauptbahnhof mit TRAM 91, 94, 98 bzw. BUS 605, 695 bis Haltestelle Dortustraße oder mit TRAM 92, 96 bis Haltestelle Brandenburger Straße.
Ich hoffe, dass mein Artikel zum Besuch der Gedenkstätte anregt.