Wer mir auf Insta folgt, der hatte Fotos von dieser Präsentation im Marmorpalais gesehen. Ich habe es kurz kurz gepostet, weil meine Fotos leider zum Teil unscharf waren. Das hat meine Begeisterung leider gedämpft, aber dafür kann ja die Ausstellung nichts. Also bitte entschuldigt die Unschärfe.
Im Sommer 2022 konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) 37 Teile eines Tafelservices erwerben, das die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) ab 1795 für König Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) herstellte. Dieses Service mit seiner besonderen „fleurs en terrasse“ genannten Blumenmalerei wurde im Berliner Schloss verwendet und erfreute sich noch im späteren 19. Jahrhundert großer Beliebtheit bei Hofe.
Am Vergleich mit dem konventionell gestalteten Teller aus dem Barthélemy-Service wird der moderne Charakter des neuen königlichen Services mit seiner neuartigen Blumenmalerei besonders deutlich. Der Dekor „fleurs en terrasse“ zeigt keine stilisierten Sträuße oder Streublumen, wie bislang üblich, sondern Blumen, die natürlich aus einer Wiese wachsen. Inspiriert wurde dieser Dekor durch Wandmalereien der römischen Antike, deren illusionistische Malerei den Eindruck von Gärten in Innenräumen erzeugen sollte. Zu offiziellen Anlässen wurde das Service mit einem Tafelservice Friedrichs des Großen (1712–1786) aus Gold oder vergoldetem Silber kombiniert. Der auffällig breite Goldrand und die Einteilung in fünf Segmente tragen dieser Nutzung Rechnung.
Zur Ausstattung der gedeckten Tafel werden zeitgenössische Bestecke aus dem Besitz der Königin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715–1797), der Ehefrau Friedrichs des Großen, und der Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810), Gemahlin des Kronprinzen Friedrich Wilhelms (III.) (1770–1840), verwendet. Auch die Kelchgläser und Karaffen sind zeitgenössisch und teilweise mit dem königlichen Monogramm versehen. Quellen aus dem KPM-Archiv legen nahe, dass die Manufaktur 1795 auch ägyptisch anmutende Messerbänkchen zur Verwendung mit dem Service lieferte, auf denen benutztes Besteck abgelegt werden konnte. Zwei solche Stücke aus dem Bestand der SPSG werden auf der Tafel gezeigt. Mit freundlicher Unterstützung der KPM Berlin, die einen Kunstharzabguss zur Verfügung stellte, konnten weitere Nachbildungen hergestellt werden, um die Gedecke zu vervollständigen.
Falls Ihr Euch über die schwarzen Silhouetten wundert, hier die Erklärung: Diese scherenschnittartigen „Cut-Outs“ stellen ausgefallene Umrisse verschiedener Vorspeisengerichte dar. Die Gattung des Scherenschnitts ist bewusst gewählt. So kamen Schattenrisse im späten 18. Jahrhundert in Mode, insbesondere als einfache aber effektive Alternative zum gemalten Porträt. Auch auf zeitgenössischen Porzellanen der KPM erscheinen solche Silhouettenporträts der königlichen Familie.
Wie gesagt, leider unscharf, aber man sieht die schwarzen Silhouetten. Ein Grund mehr für Euch die Ausstellung vor Ort anzuschauen, oder ?
Gut getroffen sind aber die Gläser und Karaffen, die auf vor Spiegel präsentiert werden.
Vor dem Raum, in dem der gedeckte Tisch steht, gibt es eine Vitrine in der die faszinierende Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Services zusätzlich durch selten gezeigte zeitgenössische Vergleichsstücke illustriert wird.
Ich möchte Euch auf jeden Fall noch eimal den Besuch des Marmorpalais ans Herz legen. Es ist ein so tolles Schloss über das ich schon berichtet habe. Hier findet Ihr den Beitrag.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Besuch des Marmorpalais.
Die Blüte(n) des Klassizismus
Sonderpräsentation zum Neuerwerb eines Tafelservices König Friedrich Wilhelms II.
16. Mai – 15. Oktober 2023
Marmorpalais, Im Neuen Garten 10, 14469 Potsdam
Di–So, 10–17.30 Uhr, Besichtigung im Rahmen des regulären Schlossbesuchs
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 6 Euro; Kombiticket sanssouci+: 22 Euro, ermäßigt 17 Euro