Toleranzedikt

adler

Mit einem „Toleranzedikt von Berlin“ haben Prominente aus Kultur, Wissenschaft und Politik zu einem anderen Umgang mit Minderheiten, vor allem Ausländern, aufgerufen. Die Verfasser knüpfen dabei an das „Edikt von Potsdam“ an, das am 8. November 1685 von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg erlassen wurde. Es galt für die französischen Hugenotten, die in ihrer katholischen Heimat verfolgt wurden. Der „Große Kurfürst“ räumte den „der Reformirten Religion zugethanen Franzosen“, wie es in dem Dokument heißt, das Recht ein, sich in Brandenburg und Preußen niederzulassen. Zugleich garantierte das Edikt den Hugenotten Glaubensfreiheit und gewährte ihnen wirtschaftliche Privilegien. Kurfürst Friedrich Wilhelm antwortete mit seinem Edikt auf das kurz zuvor vom französischen König Ludwig XIV. erlassene Edikt von Fontainebleau. Mit diesem Erlaß entzog der Sonnenkönig den Hugenotten in Frankreich ihre bürgerlichen und religiösen Rechte, die ihnen Heinrich IV. 1598 im Edikt von Nantes gewährt hatte. Von den rund 200 000 Hugenotten, die ins Ausland flüchteten, siedelten sich ungefähr 20 000 in Brandenburg-Preußen an; um 1700 war in Berlin bereits jeder dritte Einwohner französischer Herkunft. Im wirtschaftlichen, geistigen und politischen Leben Preußens nahmen die Hugenotten eine herausragende Stellung ein.

Do 04.02.1999
Süddeutsche Zeitung