Einen interessanten Blick in die West-Berliner Vergangenheit bietet die Ausstellung „Stilbruch“ im Schloß Charlottenburg. Denn 50 Jahre nach einer heute nahezu vergessenen – damals aber ganz West-Berlin aufwühlenden – Debatte erinnert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) vom 15. Mai bis zum 31. Oktober 2022 in der Ausstellung „StilBRUCH?! West-Berlin streitet um ein Deckenbild“ an die jahrelangen Auseinandersetzungen um das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Deckenbild im Weißen Saal des Schlosses Charlottenburg.
Ich habe die Fotos bei der Besichtigung gemacht, die Anordnung muss nicht unbedingt zum Text passen.
Typisch – West-Berlin
Ich betone hier West-Berlin, denn dieser Teil der Kultur- bzw. Kunstgeschichte ist typisch für die damalige Situation in der Stadt mit der Insel-Lage. Wenn ich sage, dass man sich um sich selbst dreht, dann ist das vielleicht übertrieben und das Thema ist eigentlich nicht dafür geeignet. Aber es passt in die Zeit der Neuorientierung nach den Wirren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Rekonstruktion oder Neuschöpfung?
Die Zerstörung Berlins und die daraufhin notwendige Neuordnung in der Politik, der Kultur und schließlich auch im Schloss, bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung zum Umgang mit dem zerstörten Deckenbild im Weißen Saal. Sieben Jahre dauerte das Tauziehen, in dem verschiedene Persönlichkeiten aus Politik und Kultur sowie die Presse um eine Lösung rangen. Ihre Sichtweisen veranschaulichen die unterschiedlichen denkmalpflegerischen Auffassungen der Zeit. Zugleich stand dahinter die Frage nach der Bedeutung von Tradition und Moderne, nach dem Verhältnis von preußischem Erbe und Neuanfang. Getragen von der Überzeugung, dass verlorene Werke wie die Deckenmalerei von Antoine Pesne (1683-1757) im Weißen Saal nicht rekonstruiert, sondern nur durch erneute künstlerische Auseinandersetzung ersetzt werden können, lösten sie den „Berliner Bilderstreit“ aus.
Monumentale Probestücke
Während des mehrjährigen Konflikts entwickelte Hann Trier seine Vision in einem Entwurfsprozess über eine Vielzahl von Arbeiten.
Nach der Fertigstellung des Werks 1972 folgten weitere Projekte von zeitgenössischen Kunstschaffenden im Schloss Charlottenburg, die in Zusammenhang mit herausragenden Vertreterinnen und Vertretern der West-Berliner Kunstszene vorgestellt werden.
Als Höhepunkt führt der Rundgang in den Weißen Saal, wo unter dem imposanten Deckenbild die Gesamtentwürfe von vier Künstlern der 1950er und 1960er Jahre sowie die monumentalen Probestücke von Hann Trier und Karl Manninger (1912-2002) aus dem Jahr 1971 präsentiert werden.
Mein Resümee
Ich bin keine Kunsthistorikerin, komme aus dem Osten und bin eine andere Generation. Dies vorausgeschickt, muss ich erwähnen, dass ich noch nie von diesem Streit gehört habe und auch die handelnden Personen nicht kannte. Und das waren nicht wenige. Von diesem Ausgangspunkt ausgehend, ist die Ausstellung wirklich etwas besonderes und sehr informativ.
Was das Ergebnis des Streites angeht, so wurde am Ende zwar der moderne Entwurf ausgewählt, aber nicht eins zu eins umgesetzt.
Alle Entwürfe werden hier gezeigt, man kann gut Vergleiche anstellen und sich natürlich seine Meinung bilden.
Zusätzlich gibt es noch Einblicke in spätere Projekte im Schloß Charlottenburg.
Eine gelungene Ausstellung, die ich nur empfehlen kann.
Wo kann man das Ganze sehen ?
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 10:00-17:30 Uhr, letzter Einlass 17:00 Uhr
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt
Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 10:00-17:30 Uhr, letzter Einlass 17:00 Uhr
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt
(Teile des Textes stammen aus dem PM der SPSG zur Ausstellung)