Anfang November 2019 konnte ich an einer besonderen Buchpremiere teilnehmen, als im Potsdam-Museum die Publikation „John Gersman – Flüchtling – Befreier – Besatzer – Wohltäter – Lebensweg aus dem Nachlass rekonstruiert durch Wolfgang Weißleder“ vorgestellt wurde. Der Ort der Vorstellung war bewußt gewählt, denn neben der John Gersman-Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), der Druckerei Rüss trug der Förderverein zum Erscheinen des Buches bei.
Verständlich dass die Veranstaltung von Markus Wicke, dem Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums e.V., eröffnet wurde.
Das Grußwort hielt Ines Koch, Leitung Ortskuratorium Potsdam der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, hier auf dem Bild mit zwei wichtigen Taschen, denn diese enthalten sprichwörtlich das Leben John Gersmans.
Aber wer war John Gersman ?
Ich möchte hier nur einen kurzen Überblick geben, mehr dazu gibt es im Buch. John Gersman (1911 – 2003), geboren als Joachim Gersmann in Berlin geboren, kam 1927 mit seinen Eltern nach Potsdam. Diese hatten in der Brandenburger Straße 19 ein Herrenmodengeschäft übernommen und auch Joachim arbeitete als Verkäufer bis er durch die Nazis gezwungen wurde, dass Land zu verlassen. So ging er 1938 in die USA. Dort wurde er ein sogenannter Ritchie Boy, das waren die Absolventen des Camp Ritchie genannten Ausbildungszentrums der United States Army während des Zweiten Weltkriegs. Die etwa 9000 Teilnehmer waren vorwiegend junge Emigranten aus Deutschland und Österreich, meist Juden, die in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat gefunden hatten. Auch Stefan Heym war einer von ihnen. 1945 kam Gersman mit der Army nach Deutschland, später arbeitete er für den Geheimdienst. Nach der Wiedervereinigung engagierte er sich finanziell für die Sanierung des Jüdischen Friedhofes in Potsdam und hielt die Erinnerung an die Potsdamer Holocaust-Opfer (darunter viele Mitglieder seiner Familie) wach.
Zwei wichtige Taschen
Als Gersmans Witwe vor wenigen Jahren starb, vermachte sie Weißleder viele persönliche Dokumente und Dinge ihres verstorbenen Mannes wie eine kostbare Taschenuhr mit dem Bildnis seiner Mutter, einen jüdischen Leuchter und die erwähnten zwei Aktenkoffer, die Gersman jahrelang nutzte, als er für den Geheimdienst arbeitete. Er habe sich sehr geehrt gefühlt, sagt Weißleder. Irgendwann entstand bei ihm die Idee ein Buch über seinen Freund zu schreiben und die Suche nach einem Verlag begann. Man sollte doch annehmen, dass so ein Thema großes Interesse findet. Ein Potsdamer Jude, der von den Nazis gezwungen wird, seine Heimat zu verlassen und der nach dem 2. Weltkrieg als Sieger und Wohltäter zurückkam. Darüber sprachen auch auf dem Podium Wolfgang Weißleder, dem Ehepaar Rüss und John Gersman Schwägerin Sabine Berghold. Sie alle taten sich schließlich zusammen (mit dem Potsdam-Museum und der German-Stiftung) und das Erscheinen des Buches zu finanzieren.
Wolfgang Weißleders Engagement wurde sozusagen mit dem Buch „belohnt“, das ich auch gleich gekauft habe. Es kostet 14,95 Euro und kann zum Beispiel bei Ebay kaufen. Auch das Potsdam-Museum am Alten Markt bietet das Buch an.
Ich würde mich freuen, wenn es viele Käufer gibt. Nicht nur, weil das Projekt vorfinanziert wurde. Vor allem ist es ein interessantes Thema, Teil der deutsche Geschichte, der nicht vergessen werden darf. Eine richtige Buchbesprechung gibt es natürlich auch noch, ich bin aber noch beim Lesen.
Vielen Dank an Frau Rüss für die Bilder von der Veranstaltung.