Suchet der Stadt Bestes

Die Ausstellung fand 2019 statt, trotzdem möchte ich den Beitrag online lassen, weil mich das Thema gefesselt hat.

Suchet der Stadt Bestes

1989 – ein entscheidendes Jahr in der ostdeutschen Geschichte und damit natürlich auch für das neue Deutschland, das ein Jahr später ausgerufen wird. Die Ereignisse haben sich damals überschlagen, kam noch vorstellbar heute – 30 Jahre später.

Unter dem Namen „Fundstücke aus Brandenburg“ wird im „Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ an zwei Ausstellungen aus dem Jahr 1989 erinnert, die fast vergessen waren.

Ich habe mir die beiden Ausstellungen schon ansehen und war so beeindruckt, dass ich selbst noch einmal im Zeitungsarchiv nachgeschaut habe und tatsächlich etwas finden konnte. Die Ausstellungsmacher kennen die Sachen sicher, aber ich habe Kopien gemacht und gebe den Umschlag im HBPG ab.

Leider habe ich nichts zu „Suchet der Stadt Bestes“ finden können.

Suchet der Stadt Bestes – vom 10. September bis 8. Oktober 1989 in der Nikolaikirche

 

 

Im Sommer 1989 wollten Potsdamer Bürger etwas gegen den Verfall der Stadt und beginnenden Abriß in der Altstadt tun. Noch vor der Wende war es ein Risiko diese Politik zu kritisieren und sie mit einer Ausstellung öffentlich machen. So war es kein Wunder, das keine offizielle Stelle die Präsentation zeigen wollte und wie so oft in dieser Zeit, sprang die Kirche ein und stellte einen Raum in der Nikolaikirche am Alten Markt zur Verfügung. Zum ersten Mal ist diese Ausstellung wieder zu sehen. Die damaligen Macher Michael Heinroth und Michael Zajonz haben dafür gesorgt, dass diese erhalten blieb und man staunend vor den Tafeln und die Fotos der damaligen Zeit steht.

Ich habe das Bild der Jägerstr.39 abfotografiert, da ich dort seit einem Jahr wohne.

Ich kann jedem Potsdamer, neu oder schon damals in der Stadt lebend, diese kleine Schau empfehlen. Die zeigt den Wandel der Stadt sehr anschaulich und was das Engagement Einzelner bewirken kann. Gänsehaut pur. Stadtentwicklung wird hier lebendig gemacht.

Auch die zweite Ausstellung ist ein kleines Wunder.

„40 Jahre DDR-Hauptstadt Berlin“ – vom 1. bis 20. Juni 1989 in Moskau

2016 fanden sich in einem Museumsdepot im Oderbruch großformatige Ausstellungstafeln mit Berlin-Fotos und russischer Beschriftung. Ein Fund, der Rätsel aufgab: Wo kamen sie her, und wozu dienten sie einst? Es folgten akribische, fast kriminalistische Recherchen durch Thomas Wernicke, den wissenschaftlichen Ausstellungsleiter des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, die ihn bis in Moskauer Archive führten.

Zutage kam: Die Tafeln gehörten zur letzten, überaus opulenten „Leistungsschau“ der sozialistischen DDR-Hauptstadt, ausgerichtet vom Ost-Berliner Magistrat und der SED-Bezirksleitung für die Berliner Tagevom  1. bis 20. Juni 1989 auf dem Gelände der Allunions-Ausstellung in Moskau.

Ich bin noch beim Lesen der Zeitungsartikel von damals, aber es ist alles unwirklich. Beide Ausstellungen sollte man sich unbedingt ansehen, sie ist  für alle Altersgruppen geeignet. Man erfährt viel über die Stadtentwicklung, was hinter dem Wiederaufbau steht und wie wichtig persönliches Engagement ist.

Mehr erfährt man auf den Veranstaltungen, die die Ausstellungen begleiten.

Man sieht sich ! Kerstin

Mi., 15. Mai 2019 | 18:00 Uhr
Vortrag „Wiedergefunden: Die letzte SED-Ausstellung in Moskau 1989“
Thomas Wernicke, wissenschaftlicher Ausstellungsleiter des HBPG, berichtet von seiner Spuren- und Zeitzeugensuche, die Stück für Stück ans Licht brachte, wie und mit welcher Absicht diese „Leistungsschau“ vor dem Hintergrund des „realen Sozialismus“ entstand, welche Resonanz sie in Moskau fand und weshalb nach 30 Jahren noch Reste von ihr erhalten sind.
Eintritt: 3 €

So., 19. Mai 2019 | Internationaler Museumstag
14:00 Uhr | 15:00 Uhr | 16:00 Uhr
öffentliche Ausstellungsführungen „Hinter den Kulissen der Ausstellung Fundstücke aus Brandenburg“
Thomas Wernicke präsentiert die Ausstellung und berichtet, wie mutige Potsdamer Bürger im Jahr 1989 in Handarbeit und auf eigene Kosten eine Ausstellung gegen die Zerstörung der Potsdamer Altstadt auf die Beine stellten. Im zweiten Teil der Führung gibt er Einblicke in seine spannenden Recherchen zu den zufällig gefundenen Überresten der Berliner „Leistungsschau“ von 1989. Die Besucher lernen dabei aus erster Hand die vielfältige Arbeit des Ausstellungsmachens am HBPG kennen.
Eintritt: frei

Mi., 29. Mai 2019 | 18:00 Uhr
Podiumsgespräch „Die bürgerschaftliche Ausstellung Suchet der Stadt Bestes von 1989“
Michael Heinroth und Michael Zajonz im Gespräch mit Thomas Wernicke, HBPG
Die beiden Initiatoren der Ausstellung erzählen von ihrem bürgerschaftlichen Engagement in den 1980er Jahren und von Entstehung und Erfolg ihrer Ausstellung. Sie berichten von den Schwierigkeiten des offenen Wortes in einer Zeit des öffentlichen Schweigens, als niemand ahnen konnte, dass nur Wochen später der Staat DDR und damit auch die Baupolitik der SED ein Ende haben würden. Ihre Ausstellung war ein Protest gegen die dramatische Zerstörung der Potsdamer Altstadt und Signal für die Rettung eines der wertvollsten europäischen Flächendenkmale. Nach der „Friedlichen Revolution“ wurde sie zum Ausgangspunkt für eine neue, behutsame Stadtsanierung, und heute ist die erhaltene Potsdamer Altstadt ein Touristenmagnet.
Eintritt: 3 €

Infobox

„Fundstücke aus Brandenburg. Zwei Ausstellungen aus dem Jahr 1989“
Eine Werkstatt-Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zum dreißigjährigen Jubiläum des Revolutionsjahres 1989
Laufzeit: 12. April bis 23. Juni 2019

Besucheradresse
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

Kutschstall | Am Neuen Markt 9 | 14467 Potsdam
Das Haus ist rollstuhlgerecht ausgestattet.
Eintritt: frei
Öffnungszeiten: Di bis Do 10–17 Uhr | Fr bis So und an Feiertagen 10–18 Uhr
Kasse und Informationen
Tel.: 0331 62085-50 | kasse@gesellschaft-kultur-geschichte.de
www.hbpg.de | facebook.com/HBPG.im.Kutschstall

Copyright: Das Beitragsbild stammt von Michael Heinroth