Ein Blick in die Welt der Faszien mit Gabriele Kiesling

Ich habe Gabi Kiesling vor ein paar Jahren kennengelernt. Damals hat sie gerade ihr erstes Buch begonnen. Inzwischen sind es 3 Titel geworden, die schon mehrere Auflagen erreicht haben. Ich wollte das Interview hier trotzdem stehen lassen. Mehr Informationen zu den Bücher findet Ihr auf meiner Seite „Ein zweiter Blick“. 

 

Hallo Gabi,

danke für Deine Grüße aus den Bergen. Ihr habt wirklich viel Schnee ?

Dieser Winter ist nicht schlecht hier in Kärnten. Seit Dezember liegt dick der Schnee. Nachts geht es gern mal unter 10 Grad Frost. 

 

Sozusagen perfektes Wetter für das Homeoffice. Kommst Du mit Deinem Buch voran ?

Ja, da komme ich sehr gut voran, da die Helligkeit inspirierend auf meinen Kopf wirkt. Und der Blick aus meinem Fenster tut sein übriges.

 

Wie ist es eigentlich dazu gekommen? Vielleicht kannst Du meinen Leser davon erzählen.

Wir beide haben uns ja während einer meiner Vorträge zum Thema Faszien kennengelernt und Du kennst meinen Enthusiasmus. In jedem Fall sind diese Vorträge immer sehr inspirierend für mich, da jeder Abend z. B. im Biohotel, in Berlin, in Düsseldorf oder Gießen andere, interessante Fragen aufbringt; und mich das zu neuen Überlegungen der Vermittlung führt.

Nach einem dieser Vorträge über die Faszien sprach mich eine Lektorin an. Sie meinte, das sei unbedingt ein Thema für ein Buch und stellte den Kontakt zu meinem Münchner Verlag her.

Und natürlich ist das auch ein uralter Wunsch von mir, all die Ideen aus meiner langjährigen Arbeit als Physiotherapeutin nicht nur im kleinen Kreis für Interessierte; sondern eben auch als Buch auf den Markt zu bringen.

Was macht Dir dabei am meisten Spaß ?

Mein Fachwissen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und die neuesten Erkenntnisse der Faszienforschung zu beobachten.

Aber auch die Abgrenzung von diesen zahlreichen, nicht so idealen Übungen aus Illustrierten, oder von Wichtigtuern, klar zu machen. Die Grundlagen für wirksame Übungen gegen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind nun einmal die Anatomie, die Physiologie, das Wissen um pathologische Veränderungen und die Freude an einer Symptomverbesserung. Es wird immer klarer wird, das wir einen „Paradigmen-Wechsel“ in der Medizin brauchen. Das sagt auch der Neurobiologe Gerald Hüther in seinem Buch: Raus aus der Demenzfalle – “Wir müssen weg von der Reparaturmedizin der letzten Jahrzehnte, hin zu einer Zeit der Verstehbarkeit unserer Erkrankungen. Dann erst können wir durch Selbstwirksamkeit unsere eigenen Heilkräfte aktivieren“. Zum Thema Verstehbarkeit ist es ja erschreckend zu hören (Prof. Doris Schaeffer), das Patienten bei ihren Hausärzten  47% von dem Gesagten nicht richtig verstehen und beim Facharzt sind es  sogar nur 53%.usw. usw. 

Die Forschung auf dem Gebiet schreitet immer weiter voran.

Ein Expertentreffen der Faszienforschung fand am 17.und 18.Februar 2018 in der TU Chemnitz statt. Zeitweise arbeiteten wir dort in den Laboratorien. Für meine Arbeit am Buch fanden sich wieder wichtige Mosaiksteinchen in der Betrachtung der muskelumgebenden Faszien, dem sogenannten Epimysium. Diese Faszien regenerieren ganz anderes als der Muskel selbst. Das ist wichtig für die Dehnung und die Zeitdauer der jeweiligen Körperübungen. Myofasziale Übungen mit längerer Zeitdauer ca 1 Minute lang aber nur jeden 2. Tag bringen die besten Ergebnisse.

Manchmal denke ich, meine fast 50jährige Berufserfahrung mit ihren Heilerfolgen und die neueren Ergebnisse der Faszienforschung sind schon sehr spannend, wenn wir beides in Einklang bringen. Es würde mich sehr freuen auf diesem Gebiet noch lange mitwirken zu können.

 

 

Gab es Vorgaben vom Verlag ?

Das Buch soll laienverständlich sein und gut für jeden, der selbst seine Gesundheit verbessern möchte. Das Ganze jedoch auf fachlich fundierter Grundlage.

Was wünscht Du Dir ?

Es wäre toll, Menschen zu erreichen, die nicht wegen jedem „ Wehwehchen“ zum Arzt laufen, ihren Hausverstand benutzen und dann aktiv werden. Sie sollten dann am besten am eigenen Leib spüren, wie gut es Ihnen damit geht. Es wäre schön, wenn die Leser sagen: Soviel Neues haben wir erfahren, was wir noch gar nicht wussten. 

Ich bin gespannt. Wann soll das Buch fertig sein?

Das Buch soll im September im Riva Verlag München erscheinen.

Es hat den Arbeitstitel „Faszien-Physiotherapie- Das Kiesling Konzept“.

Vielen Dank für das Gespräch !

 

 

Gabriele Kiesling